Darum geht’s uns

Als wir im Sommer 2023 hörten, dass der erste Frauenbuchladen Deutschlands schließen soll, wurden wir nervös. Wieder soll ein politischer, feministischer Ort in München von der Bildfläche verschwinden? Das Patriarchat ist doch noch gar nicht überwunden! Und wieder soll ein inhaber*innengeführter Buchladen schließen? Noin, solche Orte brauchen wir doch! Kurzerhand haben wir, Stine, Johanna, Nadine und Sebastian, beschlossen, dass wir den Laden erhalten wollen. Schnell war uns klar, dass wir ihn in eine queerfeministische Zukunft überführen möchten und ihn als Kollektiv geführten, ehrenamtlich betriebenen Buchladen neu aufleben lassen wollen. Und zwar unter dem Namen glitch.

Seit November 2023 bespielen wir als knapp 30-köpfiges Kollektiv den Laden, kuratieren gemeinsam die Buchauswahl, organisieren uns in AGs wie Events, Technik, Finanzen oder Öffentlichkeitsarbeit und entscheiden und debattieren im Plenum. Wir üben uns täglich darin, einen bunten, diskussionsfreudigen Raum zu erschaffen und dabei auch ein safer space für queere Menschen und ihre Geschichten sowie feministische Debatten zu sein. Und ein Ort für wahrhaftige Begegnungen.

Queerfeministisch heißt dabei für uns, die machtvollen Bilder, Sprachen, mentalen Infrastrukturen und daraus abgeleiteten Handlungsweisen einer vermeintlich binär (also zweigliedrig) strukturierten Welt aufzubrechen. Uns ist es wichtig, dass wir die Prinzipien, Anliegen und Erfolge des Feminismus auch auf andere marginalisierte Gruppen als nur Frauen* ausweiten und Themen wie Queerness, Trans, Ableismus, Rassismus oder Klassismus konsequent mitdenken. Uns ist klar, dass wir diesbezüglich keinesfalls perfekt sind. Und auch unser Sortiment nicht. Wir suchen, üben, diskutieren, befragen uns und wachsen daran.

Eine queerfeministische Buchhandlung zu sein, heißt für uns also eine aktive Abkehr von heteronormativen Vorstellungen und binärem Denken, also dem Denken in lediglich zwei gegensätzlichen Kategorien – sei es Mann&Frau oder auch Natur&Kultur. Es ist aber auch eine Abkehr von der Idee der EINEN großen Lösung, des PERFEKTEN Endzustands, der EINEN Wahrheit. Wir möchten den Blick auf die Graustufen werfen, auf die Zwischentöne und die Zweifel und Ambivalenzen, die darin liegen. Auch, wenn sie uns Unwohlsein bereiten, unbequem sind und fremd erscheinen mögen. Es sind aber diese Zwischentöne, die unsere Welt ausmachen und durch die wir so, so viel lernen können, wenn wir nur lauschen. Es gibt viel Literatur, die sich damit beschäftigt – von Sachbüchern zu queer ecologies bis hin zu tollen Romanen von Camila Sosa Villada, Kim de l’Horizon, Sasha Marianna Salzmann oder adrienne maree brown. Bei uns könnt ihr sie finden!
Sprich, bei uns findet ihr Belletristik, Sach- und Kinderbücher, Zines, Graphic Novels und Magazine, Kunst und Kultur (vieles auch auf Englisch), die sich kritisch mit ungleichen gesellschaftlichen Verhältnissen auseinandersetzen. Für uns sind die Themen Feminismus, Queerness, Ableismus, Rassismus, Klassismus, Teilhabe, Umweltgerechtigkeit und Technologiekritik der Ausgangspunkt, um bessere und inklusivere Zukünfte gemeinsam zu denken und ermöglichen.